Für Geo5 GmbH ist Forschung und Entwicklung (F&E) traditionell eines der wichtigsten Eckpfeiler des Unternehmens. Zirka ein Drittel der Mitarbeiter von Geo5 GmbH ist in der F&E Abteilung beschäftigt. Diese sind für das Unternehmen von unschätzbarem Wert. Mit Hilfe der hohen F&E Quote kann die hohe Innovationskraft des Unternehmens gehalten und immer wieder verbessert werden und neue Produkte bzw. Software entwickelt werden.
Auf nationaler (BMK-Wärmestrategie) und auf EU-Ebene (Kommission) besteht Konsens darüber, dass Energieeffizienz und die Nutzung erneuerbarer Energie verstärkt forciert werden müssen, um Treibhausgasemissionen zu reduzieren und die drei Hauptsektoren an Verbrauchern (Industrie, Wohnen und Mobilität) zu dekarbonisieren. Neben globalen Ansätzen zur Erreichung einer klimaneutralen und kreislauforientierten Wirtschaft wird es notwendig sein, verstärkt einen regional ausgerichteten Ansatz zur Verwirklichung dieser transformativen Ziele zu verfolgen.
Die vollständige Dekarbonisierung der Industrie stellt besondere Herausforderungen an alle beteiligten Stakeholder. Betriebe sind gefordert, ihre Energieversorgung durch hohe Energie- und Ressourceneffizienz und die Integration erneuerbarer Energie komplett unabhängig von fossilen Energieträgern zu machen (derzeit 30 % der österreichischen Treibhausgasemissionen und etwa 1/3 des Gesamtenergieverbrauch). Dabei gilt es einerseits konsequent eigene Potenziale (Abwärmen, Reststoffe und Erneuerbare vor Ort) zu nutzen und andererseits übergeordnete erneuerbare Konversionsanlagen und Verteilstrukturen aufzubauen. Hinzu kommt, dass für bestimmte Industriesektoren und dort angesiedelte Produktionsprozesse zukünftig auch nach prozesstechnischer Optimierung erheblicher Bedarf für Wärmeversorgung auf höherem Temperaturniveau vorhanden sein wird. Das bedingt, dass Energiesysteme von derzeit monovalenter Versorgung (1 Energieträger, 1 Kessel, 1 Temperaturniveau) zu hybriden Systemen transformiert werden müssen, die mehrere Energieträger nutzen und unterschiedliche Temperaturniveaus und betriebliche Versorgungsmedien (Heißwasser, Dampf, Thermoöl, etc.) bereitstellen. Die Ressourcen für diese zukünftige Versorgung müssen nun in gezielter Kombination aus vor Ort und im Umfeld bzw. der Region nutzbaren Potenzialen kommen. Neben der Steigerung der Ressourceneffizienz müssen verstärkt regionale Energiequellen, Abwärmen und Reststoffströme genutzt werden sowie Energiesektoren gekoppelt werden, damit mit den verfügbaren erneuerbaren Potenzialen das Auslangen gefunden werden kann. Die besondere Herausforderung besteht darin, dass für die zukünftige Versorgung von vielen Prozessen weiterhin hohe Temperaturen benötigt werden wird und deshalb ein Ersatz für fossiles Gas gefunden werden muss.
Das produzierende Gewerbe und die Industrie ist mit mehr als 700.000 Beschäftigten für die österreichische Wertschöpfung (Anteil 18 %) als Wirtschaftszweig von zentraler Bedeutung. Die vollständige Dekarbonisierung stellt jedoch besondere Herausforderungen an alle beteiligten Akteure. Der Wirtschaftsstandort, mit 35,3 % Erwerbstätigen im Sekundärsektor (Bundesland Steiermark: 26,8 %), ist abhängig vom Produktionsfaktor Energie und dessen Preis- und Versorgungsicherheit. Somit ist es von zentraler Wichtigkeit, mit konkreten Maßnahmen den raschen Ausstieg (Phase Out) aus der fossilen Gasversorgung zu realisieren und dadurch ein selbstbestimmtes Energieversorgungssystem aufzubauen sowie den jährlichen Wertschöpfungsabfluss der Region durch Energieimporte von rund 200 Mio Euro umzukehren
Die Region WEIZplus besteht aus 41 zusammenhängenden Gemeinden, wovon alle Gemeinden in sieben Klima- und Energie-Modellregionen integriert sind. Der Energieverbrauch, mit ca. 120 000 Einwohner*innen und einer Vielzahl von Industrie- und Gewerbebetrieben (rund 5.000 Betriebe, davon mehr als 100 Industrieunternehmen), liegt bei rund 3,9 TWh wovon aktuell 35 % aus erneuerbaren Ressourcen stammen.
Das Reallabor WEIZplus ist für die Entwicklung eines integrierten, regionalen Energiesystems prädestiniert, da es durch seine Diversität auf viele andere Regionen in Österreich replizierbar erscheint - vom Almenland, über dünn besiedelte Landgemeinden mit hohem Anteil an Land- und Forstwirtschaft und Tourismus bis zu Regionen mit urbanem Charakter sowie starken und wachsenden Industrie- und Gewerbeansiedelungen. Damit verbunden sind regionsspezifische Herausforderungen und Fragestellungen in Bezug auf die zu untersuchenden Sektoren der Energieanwendung (Strom, Wärme, Mobilität). Das Leitprojekt "Fossilfree4Industry" widmet sich dem Ausstieg der zahlreichen Industrie- und Gewerbebetriebe aus fossilen Energieträgern (größtenteils Erdgas) für die Prozess- und Raumwärmeversorgung im Umfeld der Städteachse Weiz und Gleisdorf und kann als Good Practice Modell mit hohem Multiplikationspotential für zukünftige Lösungselemente, Prozesse und Methoden gesehen werden.
Die Energiewende ist ein umfassendes Infrastrukturprojekt und ein massives Digitalisierungsvorhaben. Die sozialen und ökonomischen Implikationen erfordern einen multi- und interdisziplinären Zugang. Der Umbau unseres Energiesystems erfordert ein Zusammenwirken aller beteiligten Stakeholder und den politischen Willen, die komplexen Hürden gemeinsam zu bewältigen. Energiewende ist keine Kurskorrektur, sondern in vielen Bereichen eine völlige Neugestaltung von Technologien, Gewohnheiten und Geschäftsprozessen.
Zusammenfassend, erfordert die Energiewende einen Paradigmenwechsel in der gesamten Energieversorgung. Aus den folgenden Schemata gilt es auszubrechen:
Aus der Volatilität und der geographischen Verteilung erneuerbarer Erzeugung folgt eine signifikante Mehrbelastung für die elektrische Netzinfrastruktur auf allen Spannungsebenen. Dadurch steigt der Bedarf an Speichertechnologien bzw. anderen Flexibilitätsoptionen. Dies wird neben dem eigentlichen Ausbau als eine der kritischsten Herausforderungen angesehen, um die geplanten Ziele für 2030 bzw. 2040 (Bundesministerium für Europäische und internationale Angelegenheiten Österreich: 'Klimaneutral bis 2040: Außenministerium stärkt Standort Österreich und Klimaschutz durch grüne Wirtschaftsdiplomatie', Wien, 2021) zu erreichen. Investitionen in belastbarere und flexiblere Netze sind genauso wesentlich wie Optimierung und Integration von verbraucherseitigen Flexibilitäten und Schaffung eines adäquaten regulatorischen Rahmens, um die Einbindung von Konsument:innen zu fördern.
Der stabile Betrieb des Stromnetzes besteht im Wesentlichen darin, ein dynamisches Gleichgewicht zwischen Stromangebot und Stromverbrauch unter den physikalischen Beschränkungen des Übertragungs- und Verteilungsnetzes herzustellen. Der Echtzeitbetrieb zukünftiger Energiesysteme wird sich daher aus "vertikaler Integration", also einer verbesserten Echtzeit Kommunikation zwischen Übertragungsnetzbetreibern (TSOs)/Strommärkten sowie den von regionalen Steuerungssystemen der Verteilnetzbetreiber (DSOs), sowie durch "horizontale Integration" verteilter Steuerungssysteme zusammensetzen. Diese Integration hat sich als technisch und regulatorisch sehr herausfordernd herausgestellt, sowohl durch den benötigen hohen Austausch an Echtzeitinformationen als auch die Herausforderung bei der Ausgestaltung von kurzfristigen Flexibilitätsmärkten, durch die Lokalität der benötigen Flexibilität im Netz (z.B. Gaming, TSO-DSO Interaktion, etc.).
Das Projekt "Cells4Energy" propagiert einen Zellansatz als Lösung. Österreich ist bereits sehr weit bei der Ausgestaltung von Energiegemeinschaften. "Cells4Energy" entwickelt daraus sektorenübergreifende, systemdienstleistungserbringenden Energiezellen in technischer, regulatorischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Dimension.
Die Energiezelle umfasst ein regionales, multi-Sektoren Energiesystem mit interner erneuerbarer Erzeugung, flexibler Last, Importen und Exporten, in dessen Zentrum ein virtuelles Kraftwerk das sektorengekoppelte Energiemanagement leistet. Investition, Kommittent, individuelle Verhaltensänderung und organisatorische Regelungen werden in der Energiezelle auf beherrschbare Komplexität heruntergebrochen, optimiert und Energieströme auf regionaler Ebene ausgeglichen. Die Zellen koordinieren Energiespeicherung und Wandlung in andere Energievektoren ebenso wie Austausch mit anderen Energiezellen.
Die Diversifizierung der Energieversorgung und die Erzeugung sauberer Energie sind die wichtigsten Themen, um den Energieplan der Europäischen Union für 2030 zu erreichen. Eine Möglichkeit, die Wärmeversorgung zu diversifizieren und gleichzeitig saubere Energie zu produzieren, ist die Nutzung von Geothermie. Geothermische Lagerstätten können anhand seismischer 3D-Daten charakterisiert werden. Diese Charakterisierung umfasst die manuelle Interpretation der Horizonte und Störungen, die typischerweise in einem bestimmten Raster durchgeführt werden. Die Störungsinterpretation ist eine sehr zeitintensive Aufgabe und beinhaltet auch einen subjektiven Einfluss des Interpreten. Um den subjektiven Einfluss des Interpreters zu minimieren und den Zeitaufwand für ein seismisches Interpretationsprojekt zu reduzieren, möchten wir einen Deep-Learning-Ansatz (Convolutional Neural Network, CNN) für die automatische Störungsinterpretation verwenden. Das CNN wird mit synthetischen Daten trainiert, wobei verschiedene CNN-Architekturen untersucht und ein Ranking dieser Architekturen erstellt werden soll. Darüber hinaus wollen wir einen Transfer-Learning-Ansatz für die Nutzung des CNN an realen seismischen Daten testen. Abhängig von diesen Ergebnissen würden wir dann entscheiden, ob wir gemeinsam mit anderen Partnern ein Folgeforschungsprojekt einreichen oder nicht.
Die Hälfte des nicht erneuerbaren Anteils am Endenergieverbrauch in Österreich wird vom Segment "Heizen und Kühlen" verursacht. Im Sinne der notwendigen Dekarbonisierung des Wärmesektors spielen Fernwärmenetze mit der Integration von lokal verfügbaren alternativen Energieressourcen (z.B. Abwärme aus Industrie und Gewerbe, Abwasser, Geothermie und Solarthermie) und effizientem Betrieb eine tragende Rolle. Aufgrund der zeitlichen Differenz zwischen Angebot an alternativen Energieformen und Wärme- bzw. Kältenachfrage, muss für eine vollständige Dekarbonisierung von Fernwärmesystemen eine Integration saisonaler Wärmespeicher erfolgen. Aus technologischer Sicht kommen dabei nur großvolumige Erdbeckenspeicher (Leitprojekt GigaTES) oder Aquiferwärmespeicher (ATES) in Frage. Die ATES-Technologie ist in Österreich (z.B. Städte mit Fernwärmenetz) und vielen EU-Staaten weder technologisch noch markttechnisch etabliert. Dabei liegt der größte Vorteil dieser Technologie in dem extrem geringen Oberflächenbedarf und daher ihre Eignung für Ballungszentren. Das Projekt ATES Vienna adressiert erstmals die Integration von Aquiferwärmespeichern in Fernwärmenetze mit dem Ziel der Konzeptionierung der ersten technischen Pilotanlage in Österreich. Zudem erfolgt die Identifikation bzw. Charakterisierung der vorhandenen ATES Ressourcen, deren wirtschaftliche Bewertung sowie die Erarbeitung optimaler regulatorischer Rahmenbedingungen.
Das Projekt erkundet erstmals das Potenzial der Nutzbarmachung von ATES für Fernwärmenetzanwendungen in Österreich und Mitteleuropa. Anhand der Ergebnisse des Projekts können wesentlichen Weichen für eine zukünftige Wärmeversorgung von Ballungsräumen auf Basis alternativer Energiequellen in Österreich gelegt werden.
Die Geo5 GmbH zeichnet sich hier für die geologische Interpretation sowie für die Petrophysik verantwortlich. Ziel ist es geeignete Gesteine und Lokalitäten für die Abteufung von Geothermiebohrungen zu identifizieren.